C. F. W. Walther

Herr Walther hielt 39 Vorlesungen basierend auf 25 Thesen zu diesem Thema. Der Text kann hier als PDF heruntergeladen werden:
https://www.evangelischer-glaube.de/c-f-w-walther/

Der Lehrgehalt der ganzen heiligen Schrift, sowohl des Alten als des Neuen Testaments, besteht aus zwei von einander grundverschiedenen Lehren, nämlich dem Gesetz und dem Evangelium.
(Vorlesung 1-3)

Ein reiner Lehrer ist nur derjenige, welcher nicht nur alle Artikel des Glaubens schriftgemäß darlegt, sondern auch Gesetz und Evangelium recht von einander unterscheidet.
(Vorlesung 4-5)

Gesetz und Evangelium recht zu unterscheiden, ist die schwierigste und höchste Christen- und Theologenkunst, die allein der Heilige Geist in der Schule der Erfahrung lehrt.
(Vorlesung 6-7)

Die rechte Erkenntnis von dem Unterschied des Gesetzes und des Evangeliums ist nicht nur ein herrliches Licht zu rechtem Verstand der ganzen heiligen Schrift, sondern ohne jene Erkenntnis ist und bleibt auch dieselbe ein fest verschlossenes Buch.
(Vorlesung 8)

Die erste und zwar die offenbarste und gröbste Art und Weise der Vermischung von Gesetz und Evangelium ist, wenn man, wie dies Papisten, Socinianer und Rationalisten tun, Christus zu einem neuen Moses oder Gesetzgeber und so das Evangelium zu einer Werklehre macht, hingegen, wie die Papisten, die verdammt und verflucht, welche das Evangelium als eine Botschaft freier Gnade Gottes in Christus lehren.
(Vorlesung 9)

Gottes Wort wird zweitens nicht recht geteilt, wenn man das Gesetz nicht in seiner ganzen Strenge, das Evangelium nicht in seiner vollen Süßigkeit predigt, sondern in das Gesetz Evangelisches und in das Evangelium Gesetzliches mengt.
(Vorlesung 10)

Gottes Wort wird drittens nicht recht geteilt, wenn man erst das Evangelium und dann das Gesetz predigt, erst die Heiligung und dann die Rechtfertigung, erst den Glauben und dann die Buße, erst die guten Werke und dann die Gnade.
(Vorlesung 11)

Gottes Wort wird viertens nicht recht geteilt, wenn man das Gesetz den schon über ihre Sünden Erschrockenen oder das Evangelium den in Sünden Sicheren verkündigt.
(Vorlesung 12-13)

Gottes Wort wird fünftens nicht recht geteilt, wenn man die vom Gesetz getroffenen und erschreckten Sünder, anstatt sie auf Wort und Sacrament zu weisen, anweist, durch Beten und Kämpfen sich den Gnadenstand zu erringen, nämlich so lange zu beten und zu kämpfen, bis sie fühlen, dass sie Gott begnadigt habe.
(Vorlesung 14-19)

Gottes Wort wird sechstens nicht recht geteilt, wenn man vom Glauben entweder so predigt, als ob das tote Fürwahrhalten selbst trotz Todsünden vor Gott gerecht und selig mache, oder also, als ob der Glaube um der Liebe und Erneuerung willen, die er wirkt, rechtfertige und selig mache.
(Vorlesung 20-21)

Gottes Wort wird siebentens nicht recht geteilt, wenn man nur diejenigen mit dem Evangelium trösten will, welche durch das Gesetz Reue haben nicht aus Furcht vor Gottes Zorn und Strafe, sondern aus Liebe zu Gott.
(Vorlesung 22)

Das Wort Gottes wird achtens nicht recht geteilt, wenn man also lehrt, als ob die Reue neben dem Glauben eine Ursache der Sündenvergebung sei.
(Vorlesung 23)

Gottes Wort wird neuntens nicht recht geteilt, wenn man den Glauben so fordert, als könne der Mensch sich denselben selbst geben oder doch dazu mitwirken, anstatt denselben durch Vorlegung der evangelischen Verheißungen selbst in das Herz hinein zu predigen zu suchen.
(Vorlesung 24)

Gottes Wort wird zehntens nicht recht geteilt, wenn man den Glauben fordert als eine Bedingung der Rechtfertigung und Seligkeit, als ob der Mensch nicht allein durch, sondern auch wegen des Glaubens, um des Glaubens willen und in Ansehung des Glaubens vor Gott gerecht und selig werde.
(Vorlesung 25)

Das Wort Gottes wird elftens nicht recht geteilt, wenn man das Evangelium zu einer Bußpredigt macht.
(Vorlesung 26-27)

Gottes Wort wird zwölftens nicht recht geteilt, wenn man so predigt, als ob schon die Ablegung gewisser Laster und die Ausübung gewisser Werke und Tugenden eine wahre Bekehrung sei.
(Vorlesung 28)

Gottes Wort wird dreizehntens nicht recht geteilt, wenn man die Gläubigen so beschreibt, wie sie nicht alle und nicht immer sind, sowohl was Stärke des Glaubens, als was das Gefühl und die Fruchtbarkeit desselben betrifft.
(Vorlesung 29)

Gottes Wort wird vierzehntens nicht recht geteilt, wenn man das allgemeine Verderben der Menschen so beschreibt, als ob auch die wahrhaft Gläubigen in herrschenden und mutwilligen Sünden lebten.
(Vorlesung 30)

Gottes Wort wird fünfzehntens nicht recht geteilt, wenn man so predigt, als ob gewisse Sünden schon an sich nicht verdammlich, sondern an sich lässlich seien.
(Vorlesung 31)

Das Wort Gottes wird sechzehntens nicht recht geteilt, wenn man die Seligkeit an die Gemeinschaft mit der sichtbaren rechtgläubigen Kirche bindet und jedem in irgend einem Glaubensartikel Irrenden die Seligkeit abspricht.
(Vorlesung 32)

Gottes Wort wird siebzehntens nicht recht geteilt, wenn man lehrt, dass die Sakramente ex opere operato heilskräftig wirken.
(Vorlesung 33-34)

Das Wort Gottes wird achtzehntens nicht recht geteilt, wenn man zwischen Erweckung und Bekehrung einen falschen Unterschied macht, und nicht glauben können mit nicht glauben dürfen verwechselt.
(Vorlesung 35-36)

Das Wort Gottes wird neunzehntens nicht recht geteilt, wenn man die Unwiedergeborenen durch die Forderungen oder Drohungen oder Verheißungen des Gesetzes zur Ablegung von Sünden und zu guten Werken zu bewegen, und also fromm zu machen, die Wiedergeborenen aber, anstatt sie evangelisch zu ermahnen, durch gesetzliches Gebieten zum Guten zu nötigen sucht.
(Vorlesung 37)

Das Wort Gottes wird zwanzigstens nicht recht geteilt, wenn man die unvergebliche Sünde in den Heiligen Geist so beschreibt, als ob dieselbe wegen ihrer Größe unvergeblich sei.
(Vorlesung 38)

Das Wort Gottes wird einundzwanzigstens nicht recht geteilt, wenn man in seiner Lehre nicht das Evangelium im Allgemeinen vorherrschen lässt.
(Vorlesung 39)